Nach dem Jubiläum ist vor der nächsten Tour
Das Highlight des Jahres 2008 war ganz klar das 20-jährige Jubiläum von Wild Boy Heinz & the Pontiacs, aber die Schnauze des röhrenden Pontiac zeigte schon immer nach Vorne, ein Rückwärtsgang wurde erst gar nicht eingebaut, und darum ruhen sich die Heinzen auch nicht auf alten Lorbeeren aus und die Selbstbeweihräucherung haben sie seit ihrer aktiven Ministrantenzeit hinter sich gelassen – oder, um es im Oli Kahn Jargon zu sagen: „weiter, immer weiter“ – schließlich gibt es noch viel zu tun wenn man es als Band schaffen will länger aktiv zu sein als die Rolling Stones.
Nach einigen kleineren Pflicht-Gigs im Sommer und vielen Proben startete dann im Herbst eine Konzertreihe, die die Philosophie der Wilden Heinzen voll traf: Lieber weniger Konzerte, aber dafür speziell ausgesuchte und immer mit Charme und Eventcharakter.
Antike Möbel aber abgestaubter Soul
Den Auftakt machte ein Auftritt auf dem Rittergut Grafenried bei Regensburg, ein ursprünglich im 11. Jh. gegründetes Gut, dass im Mittelalter die Burggrafen von Regensburg beherbergte. Mittlerweile wird das herrschaftliche und gepflegte Rittergut, in romantischer Alleinlage mit seinen parkähnlichen Gartenanlagen und umgebenden Wildgehegen, Fischweihern und eigenen Quellen, für Veranstaltungen aller Art genutzt.
Die Heinzen, die backstage sehr mondän in Rittersaal und Kaminzimmer zusammen mit alten Rüstungen und antiken Mobilar untergebracht waren, rockten dort vor einer wilden Meute von Psychologen und Ärzten.
Schwarzer Soul steht für Toleranz und Zivilcourage
Weiter ging es nach München wo sie im November im haus international, einem internationalen Jugendgästehaus mit Hotelcharakter, ihren Soul zum Besten gaben. Das Konzert fand im Rahmen der Kampagne „Schwarz-Rot-Bunt“ der Dachorganisation des haus international statt. Die Kampagne vereint zahlreiche Ideen, Aktionen und Projekte, die Hoffnung und positive Perspektiven vermittelt, aufklären, informieren und Argumente für Akzeptanz und Verständnis liefern soll. Sie soll Mut machen offensiv Stellung zu beziehen und Zivilcourage fördern und sich mit den Opfern von Gewalt zu solidarisieren.
Das haus international, dessen Einrichtungsgeschäftsführer der gebürtige Weidener Florian Thuy ist, ein gelernter Hotelfachmann der nach Jahren in der weltweiten Nobelgastronomie seinen Platz dort in München gefunden hat, bot für die Heinzen eine optimale Plattform um ihren Münchner Fans das Beste aus Soul & Rhythm´n´Blues zu bieten.
Das war auch der Grund warum genau dort am 14. Februar 2009 das Event „Soul am Valentinstag“ aufgelegt wurde. Und nichts passt besser zu einem Valentinstagabend als Rhythm´n´Blues, Retro-Funk und Motown-Soul, denn wie hat schon Dieter Bohlen einst sinniert: „you`re my heart – you`re my soul“.
Wie die Oberpfälzer Mundart ein Heinzenkonzert rettete
Allerdings stand dieser Auftritt rund 8 Stunden vor Showbeginn auf der Kippe. Am Vormittag des 14. Februar musste Frontlady Julia Häglsperger absagen, weil ihre Stimme aufgrund einer heftigen Grippe komplett weg war. Für eine Absage war es zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon zu spät, die meisten Tickets waren im Vorverkauf verkauft, das Buffett für die Konzertbesucher schon bestellt, der in Berlin lebende Heinzen-Keyboarder Bernhard Spitzer saß bereits im Flieger und Heinzenfans die aus Stuttgart und Weiden anreisten waren schon auf der Autobahn.
Umgehend riefen die Heinzen bei Julias Vorgängerin Johanna in Bamberg an, ob sie für ein spontanes Event zu begeistern wäre, sie sagte sofort zu, hatte aber ein zeitliches Problem: Bis 18.00 Uhr musste sie in der Nähe von Bamberg auf der Bühne stehen, würde sich aber dann ins Auto setzen und nach München düsen. Wild Boy Heinz müsste die Zeit bis dahin alleine überbrücken. Gesagt, getan und das Programm wurde kurzerhand auf die Bedürfnisse von Johanna umgebaut. Am späteren Nachmittag setzte dann auch noch bayernweit heftiges Schneetreiben ein, aber die Heinzen und vor allem Johanna aus Bamberg waren nicht mehr zu stoppen.
Um den ersten Teil des Abends, an dem Johanna noch irgendwo zwischen Holledau und Schwabing, steckte zu überbrücken, peitschte Anna Heining mit ihren Solonummern die Heinzen und das Publikum an. – Und dann gab es noch eine Premiere:
Die Heinzen lieferten eine heinzig eingesoulte Version des oberpfälzer Volksliedes „springt da Hirsch übern Boch“ ab – ja auch so können die Schätze der Oberpfälzer Mundart weitergegeben werden. Die Gäste waren begeistert, manche auch erstaunt, aber die Zeit war überbrückt, die Tür ging auf, Johanna stand im Saal, das Konzert war gerettet.
Heinzentross mit Babysitter und Claudia Korecks Sound Engineer
Am 7. März 09 wurden dann die Koffer gepackt: Mit einem eigens gecharterten Tourbus setzte sich der Heinzentross von München aus, mit Zwischenstopps in Regensburg und Weiden, Richtung Thüringen in Bewegung. Sie waren eingeladen im Volksbad Jena, eine der schönsten Veranstaltungslocations der Stadt an der Saale, zu spielen.
Bei den letzten Vorbereitungen für das Konzert stellte sich heraus, dass der für 9 Personen mit Gepäck ausgelegte Bus zu klein werden würde. Ja, mittlerweile reisen Wild Boy Heinz & the Pontiacs mit einem Hofstaat:
12 Musiker mit Instrumenten und Gepäck, die kleine Lina Amelie von Holger und Anna, ein Babysitter und Bandbetreuerin Andrea Meier (die sich darum kümmert dass ausreichend Getränke in der Umkleide sind, jeder einen eigenen Kleiderhacken bekommt, der Kragen am Rüschenhemd anständig sitzt und auch wirklich jeder nach dem Konzert den Weg zum Hotel findet) machen schon 15 Personen.
Dazu noch ein Tonmeister oder Sound Engineer (was einfach cooler klingt) inklusive Assistenten. Für das Jena Konzert konnten Wild Boy Heinz dafür den gebürtigen Parksteiner Simon Glaser gewinnen, der derzeit die Tournee von Claudia Koreck betreut und den Heinzen Termin in seinen vollen Terminkalender einschob.
Damit waren es dann plötzlich 17 Personen: Was bedeutete: Tourbus plus Kombi mit Anhänger und zwei PKW – die Cateringfirma hatte definitiv weniger Autos auf dem Lieferantenparkplatz.
Das Konzert lief grandios, die Thüringer waren ein witziges und feierfreudiges Publikum, auch die neueingeprobten Heinzenstücke von Earth, Wind & Fire und eine etwas extravagante Soul-Jazznummer von Esther Phillips, die die Heinzen mal so antesten wollten, wurden abgenickt oder besser abgetanzt. Und beim Oberpfälzer Mundart Song, der auch in Jena nicht fehlen durfte, sprang sogar ein Exilbayer, der sein Glück in Jena gefunden hatte auf die Bühne und übersetzte den für die Thüringer doch schwer verständlichen Text in die dort vorherrschenden Lokal-Vocal-Laute.
Nach dem vierstündigen Konzert ging es dann noch gemeinsam ins Hotel, wo bei einigen Aftershow-Bierchen noch bis zum frühen morgen das Konzert analysiert und an Verbesserungen gebastelt wurde, um für das Abschlusskonzert in Weiden optimal vorbereitet zu sein. – Zumindest war das die offizielle Version einer soulbandwürdigen Hotelparty…
Der Gipfelsturm in der Heimat
So und jetzt geht es zum Gipfelsturm. Den Abschluss der Konzertreihe bildet das Heimspiel in der Max-Reger-Stadt. Für das Konzert haben sich Wild Boy Heinz die Waldgaststätte Strehl in der Weiding ausgesucht. Dort waren sie noch nie auf der Bühne gestanden.
Mitbringen werden die Heinzen alles was in dem Soulkofferraum ihres imaginären Pontiac so Platz findet. Vor allem aber eine heinzige Mischung aus alten Soulklassikern von Aretha Franklin, Etta James, Marvin Gaye und Stevie Wonder, aufgemotzt mit neu eingeprobten Songs von Earth, Wind And Fire und Esther Phillips, das Ganze garniert mit aktuellen Retro-Funk-Nummern von Amy Winehouse und Beverly Knight und natürlich Entladungen die definitiv nur in einer Kategorie einzuordnen sind: Absolutly Heinz.
Als support act haben Wild Boy Heinz & the Pontiacs eine junge, dynamische und extrem heiße „Jungs-Rock-Band“ aus Hersbruck im Gepäck, die Newcomer haben sich mit ihren Eigenkompositionen dem „meldoic-metal“ verschrieben und werden für das Weidner Publikum am 4. April die ersten 40 Minuten aufrocken.
Alles in allem wird es ein soulig-heinzigartiger Abend für Soulverrückte, Tanzwütige und alle Rhythm´n´Blues-Fans.